Publikumsbeschimpfung (Publikumsbeschimpfung2122)

Publikumsbeschimpfung

Eine Huldigung an unser Publikum von Peter Handke
Die „Publikumsbeschimpfung“ wurde ziemlich genau vor 55 Jahren am 8. Juni 1966 in Frankfurt in der Regie von Claus Peymann uraufgeführt.
Damals ging es darum, Theater zu hinterfragen, den Illusionscharakter von Theater zu demontieren, ein Nachdenken über Theater, vor allem aber das Publikum selbst und die Beziehung der Spieler als Beobachter des Publikums zu eben diesem Publikum zum Inhalt von Theater zu machen und Theater jenseits aller üblichen Bühnenmittel wie Kostüm, Requisiten, Bühnenbild usw. aufs Wesentliche herunter zu brechen: Auf Sprache und ihren Klang (ähnlich wie bei einem Konzert), auf spielende, sprechende Menschen und Menschen, die sitzen und den spielenden, sprechenden Menschen zuhören und zugleich als Publikum zum zentralen Inhalt des Sprechstücks werden.
Wir wiedereröffnen unseren Spielbetrieb nun nach sehr langer Pause (seit November 2020!) mit demselben Stück, aber unter komplett anderen Vorzeichen:
Waren zu Uraufführungszeiten von „Publikumsbeschimpfung“ Theaterbesuche für viele Menschen (und es gab intensive Versuche, Theater für noch breitere Bevölkerungsgruppen zu erschließen) ziemlich selbstverständlich geworden, geprägt von Konventionen, festen Ritualen und Abläufen, mit denen sich Handkes Publikumsbeschimpfung kritisch, aber durchaus auch humorvoll beschäftigt, so stehen wir heute vor einer ganz anderen Situation: Seit über sieben Monaten gibt es kein Theater im direkten Kontakt zu Menschen mehr, keine Begegnung zwischen Spielenden und Zuschauenden, keine Selbstverständlichkeit des Theaterspielens, des Theatersehens und des Austauschs. Wir sind an einem Nullpunkt angekommen, an dem vieles neu gedacht und hinterfragt werden kann und sollte, auch unsere Beziehung zu Ihnen unserem Publikum. Und so freuen wir uns unbändig darauf, Ihnen mit unserer Arbeit wieder begegnen zu dürfen!
Unsere „Publikumsbeschimpfung“ - die schon bei Handke nicht böswillig im Sinne einer Beleidigung zu verstehen war, sondern vielleicht eher nach dem Motto „Was sich liebt, das neckt sich“ betrachtet werden sollte – ist also viel mehr eine sehr freudige und dankbare Wiederbegrüßung unseres Publikums mit unseren handwerklichen und künstlerischen Mitteln nach schier unendlich langer Zeit, in der wir nicht für Sie spielen durften.
Eines ist in den letzten Monaten sehr deutlich geworden:
Wirkliches Theater ohne Publikum geht nicht, und so beginnen wir (endlich!) folgerichtig unsere Arbeit vor Publikum wieder mit einer Arbeit, in der Sie als Publikum im Mittelpunkt stehen.
„Indem wir sie beschimpfen, können wir unmittelbar werden.
Wir können einen Funken überspringen lassen.
Wir können eine Wand niederreißen.
Wir können Sie beachten.
Ihr Helden des Alltags.
Ihr Menschen unserer Zeit.
Ihr Baumeister der Zukunft. Ihr Garanten für eine bessere Welt.
Ihr Mitmenschen ihr.“
Mark Harvey Mühlemann und Hannah Candolini spielen in der Regie von Thomas Stang.
Stadttheater Fürth, Großes Haus Königstraße 116 Fürth 90762

Produktion Stadttheater Fürth

Inszenierung: Thomas Stang
Kostüme: Anke Kreuzer-Scharnagl

mit Hannah Candolini, Mark Harvey Mühlemann
  • 19.09.2021
    18:00
    Stadttheater Fürth, Großes Haus
    Freier Verkauf Preise:
    Eintritt frei